Beseelte Zeit

Beseelte Zeit

by Rachel Galbiati

Mein erster Beitrag in diesem Jahr. Mein erster Beitrag seit… 4 Monaten? Kann das sein? Wo ist bloss die Zeit geblieben? Und ein weiteres Zeichen der Zeit: ich kriege graue Haare (jep… „leider“ wahr). Überhaupt: ist Zeit nicht etwas, das uns alle beschäftigt? In irgendeiner Form? Weil sie zu schnell oder zu langsam vergeht, weil sie stehen bleibt, verfliegt, uns davon rennt, uns ausgeht, wir sie versüssen oder totschlagen wollen? Ein Thema, dass mich immer wieder beschäftigt. Überhaupt beschäftigt mich so einiges die ganze Zeit. Mein Geist und meine Seele ruhen fast nie und schäumen oftmals über vor lauter Ideen, Projekten, kreativen Einfällen und Erkenntnissen (stimmt…! Note to self: Schreibe öfters darüber!). Nun scheint mein Inneres ganz seltsame Strategien entwickelt zu haben: irgendetwas in mir hat an irgendeinem Punkt entschieden, dass nicht alle Momente „beseelenswert“ sind. So empfand ich viele Pflichten, Erledigungen und must-do’s als super anstrengend, langweilig oder eben Zeitverschwendung. Klar, weil ich diese Beschäftigungen abgestempelt und in die kalte und karge „Müssen-Schublade“ gesteckt habe… Ein unschöner Nebeneffekt davon: der Mangel an Präsent-Sein. Mit den Gedanken lieber irgendwo anders sein als dort, wo man gerade ist. Sich weg träumen, wünschen, fühlen. Oder im bitteren Fall: sich schon über die nächsten to-do’s Gedanken machen. Mit dieser inneren Haltung ist es nur leider so, dass das ganze Sein darauf ausgerichtet ist, sämtliche Pflichten und Aufgaben so schnell wie möglich zu erledigen, damit ich mich dann ENDLICH mit den Momenten der anderen, heiss geliebten Schublade beschäftigen kann, mit den Momenten die mir gut tun, mein Herz erfüllen, mir Freude bereiten. Wie ich diese Schublade liebe! Sie ist bunt und voll und wild, beinhaltet tausend verschiedene Sachen! Es glitzert und funkelt und lebt.
Dass ich diese innere Kategorisierung von Momenten vornehme, ist mir erst seit zwei Wochen bewusst. Natürlich war mir klar, dass ich die Unterscheidung mache und gewisse Sachen toll finde und anderes langweilig. Doch was ich mir selbst damit antue, was diese Haltung für mich und mein Leben bedeutet, das wurde mir erst klar, nachdem es Thema in der letzten Lehrtherapie-Sitzung war (Teil der Maltherapie-Ausbildung). Mir kamen die Tränen. Es schmerzte mich tief. Weil ich musste feststellen, dass ich einem Grossteil meines Alltags den Müssen-Stempel aufsetze. In meiner Wahrnehmung kamen meine liebsten Seelenmomente immer zuletzt oder viel zu kurz. Und das macht mich traurig. Doch die tiefere Wahrheit ist: in Wirklichkeit ist es die Haltung, die mich traurig macht. Weil: ALLES ist mein Leben. Jeder einzelne Moment ist mein Leben. Jede Sekunde erlebe ICH, fühle ich, atme ich. Warum sollte auch nur eine Sekunde lebenswerter sein als die andere? Weil Tatsache ist, dass ich mir mein Leben schon sehr kreativ eingerichtet habe mit meinem Atelier und meiner sicheren Teilzeitanstellung. Natürlich darf ich mein Leben jederzeit wieder verändern. Doch wenn ich JETZT sofort in diesem Moment etwas für mich und mein Seelenheil tun möchte, dann verändere ich meine Haltung. Ich beseele jeden Moment meines Seins. Ich entscheide mich, dass ich jeden Moment lebenswert und beseelenswert finde. ICH möchte in jedem Moment sein.
Diese Erkenntnis finde ich unglaublich! Sie nimmt mir Druck und Energieverlust. Weil die anstrengende Müssen-Haltung drängt mich in eine Opfer-Rolle. In dieser Wahrnehmung scheint es, als ob ich meinem Leben hilflos ausgeliefert bin und mir alles einfach „passiert“. Doch das ist nicht wahr. Ich habe alle Entscheidungen an irgendeinem Punkt in meinem Leben getroffen und zwar weil es damals stimmig war. Wie kann ich mich dann selbst in eine Ecke drängen, die mich gegenteiliges glauben lassen will? Eine wirklich unschöne und unwahre Vorstellung. Weil ich weiss: Ich habe die Macht und Eigenverantwortung, alles jederzeit wieder verändern zu können. Innen wie Aussen.

Kommt euch das bekannt vor? Falls ja: es gibt verschiedene Ebenen. Fragt euch, ist es Zeit für eine Veränderung im Aussen? Jobwechsel, Wohnungswechsel, sich ein Hobby zulegen, sich mehr Raum und Zeit für sich selbst nehmen? Oder ruft die Seele nach einer Veränderung im Inneren? Geht es um die Einstellung? Die Haltung?

Macht euch bewusst: IHR seid die Schöpferinnen und Schöpfer eures Seins. Innen wie Aussen. Darum: Macht es euch schön!

 

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